Warum darf man Sterbende nicht beim Namen rufen?

Der Ursprung des Glaubens, dass man Sterbende nicht beim Namen nennen soll, liegt weit in der Vergangenheit. Aufgrund kultureller Unterschiede im Umgang mit dem Tod wird die Praxis teilweise individuell interpretiert. Lesen Sie hier, was damit gemeint sein kann.

Kurz zusammengefasst

  • Der Verzicht auf den Ruf von Sterbenden bei ihrem Namen gilt in vielen Kulturen als respektvoller Umgang, um der Seele einen friedlichen Übergang zu ermöglichen, negativen Energien vorzubeugen und das Andenken zu ehren.
  • In einigen Teilen der Welt ist das Aussprechen der Namen von Verstorbenen grundsätzlich tabu. Oft aus Angst, der Ausruf könnte die Seelen der Toten heraufbeschwören und stören.
  • Teilweise ist die Trauerzeit mit dem Namenstabu zeitlich begrenzt, sodass die Namen zu einem späteren Zeitpunkt wieder verwendet werden dürfen.

🚫 Sterbende soll man nicht stören

Ein Glaube, der zur Annahme geführt hat, Sterbende solle man nicht beim Namen rufen, geht auf das Mittelalter zurück. Demnach befindet sich die Seele von Sterbenden auf der Reise in den Himmel. Das Rufen des Namens könnte diese „Himmelfahrt“ stören und verhindern, dass die Seele an ihrem Ziel ankommt. Abhängig von der Region wurden Menschen sogar bestraft, die Sterbende beim Namen riefen.

🕊️ Aus Respekt vor den Toten und Angehörigen

Für Apachen (ein indigenes Volk aus Nordamerika) ist es tabu, den Namen von Verstorbenen zu nennen. Dies gilt in ihrer Kultur als Anerkennung und Respekt für Verstorbene und ihre Familien.

  • Die Seele – so glauben die Apachen ­– bleibt auch nach dem Tod eine Weile in der Nähe von Verwandten und Freunden.
  • Dem Glauben nach, könnte das Aussprechen des Namens oder des Spitznamens die Seele des Verstorbenen verletzen beziehungsweise stören.
  • Auch für Menschen, die mit den Verstorbenen in Verbindung stehen, könnte der Tradition nach, das Aussprechens der Namen negative Folgen haben.

Je nach Stamm ist der Name von Verstorbenen für immer tabu oder darf nach einer gewissen Zeit wieder Verwendung finden. Oft wird in Verbindung mit Verstorbenen eine Formulierung ergänzt, die übersetzt so viel heißt wie „der/die früher gerufen wurde“.

In vielen Kulturen ist es üblich, Umschreibungen oder Ersatzbegriffe zu verwenden, wenn das Aussprechen der Namen von Sterbenden beziehungsweise Verstorbenen als verboten gilt.

📖 Erinnerungen ruhen lassen

In anderen Kulturen werden die Namen von Verstorbenen gemieden, um schmerzhaften Erinnerungen aus dem Weg zu gehen. Schließlich sind die Namen eng mit Erinnerungen verknüpft – insbesondere für Angehörige in Trauer.

🤝 Ein respektvoller Umgang als Selbstverständlichkeit

Eine grundsätzliche Regelung, dass Sterbende sowie Verstorbene nicht beim Namen genannt werden dürfen, gibt es nicht. Das Tabu lässt sich auch als Aberglaube beziehungsweise Sprichwort bezeichnen. Wissenschaftliche Beweise dafür, dass das Aussprechen negative Folgen hat, gibt es nicht.

Dennoch kann es aus Rücksicht auf Sterbende sowie Hinterbliebene empfehlenswert sein, die Namen von Sterbenden beziehungsweise Verstorbenen zu meiden. Der respektvolle Umgang ist kulturübergreifend ein Muss und je nach Glaube sind individuelle Ansichten zu respektieren.

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