Kompressionsstrümpfe ausziehen – einfacher mit Hilfsmitteln

Das Ziel von Kompressionsstrümpfen ist der möglichst feste Sitz am Bein, um auch wirklich Druck zu erzeugen und so den ungehinderten Blutstrom zu fördern. Das erschwert natürlich das An- und Ausziehen der Strümpfe erheblich. Nicht umsonst bieten einige Hersteller spezielle An- und Ausziehhilfen an. Wir geben einige Tipps, wie das Ausziehen von Kompressionsstrümpfen am besten gelingt.

Kurz zusammengefasst

  • Zum Ausziehen von Kompressionsstrümpfen gibt es spezielle Hilfsmittel. Diese reduzieren den Kraftaufwand und eignen sich auch für mobilitätseingeschränkte Personen.
  • Ist das selbstständige An- und Ausziehen der Strümpfe nicht (mehr) möglich und gibt es im Haushalt keine Menschen, die diese Aufgabe übernehmen können, kann ein Pflegedienst beauftragt werden.
  • Das An- und Ausziehen der Strümpfe erfordert etwas Übung. Verliere nicht direkt die Geduld, wenn es anfangs noch nicht so recht klappen will. Das Tragen gummierter Handschuhe verbessert die Griffigkeit des Materials im Übrigen deutlich.

Was ist ein Kompressionsstrumpf?

Ein Kompressionsstrumpf wird in der Therapie von Venen und Lymphgefäßen eingesetzt. Durch den Druck, den der Strumpf von außen auf die Blutgefäße erzeugt, sollen Stauungen vermieden und der Blutfluss zum Herzen unterstützt werden. Deshalb kommen Thrombosestrümpfe oft auch bei der Vorbeugung von Thrombosen zum Einsatz, wenngleich sich die ATS-Strümpfe, die Patienten bei einer OP erhalten, von den klassischen Kompressionsstrümpfen unterscheiden. Material und Verarbeitung unterscheiden sich auch von Stützstrümpfen und sind in vier standardisierten Klassen erhältlich.

Im Wesentlichen erfüllt ein Kompressionsstrumpf folgende Funktionen:

  • Vermeidung von Thrombosen
  • Rückfluss des Blutes aus den tieferen Beinvenen
  • Komprimierung der oberflächlichen Beinvenen

Die Kompressionsstrümpfe nach einer OP ausziehen

Kompressionsstrümpfe, die im Rahmen einer OP zum Einsatz kommen, um eine Thrombose zu verhindern, eignen sich nur für liegende Patienten, da der Druck nicht für das Sitzen oder Gehen ausgelegt ist. Diese sogenannten ATS-Strümpfe (Anti-Thrombose-Strümpfe) trägt man in der Regel nur für eine kurze Zeit nach einer Operation. Über die Dauer entscheidet das Klinikpersonal.

ATS erkennst du in der Regel an der weißen Farbe, während Kompressionsstrümpfe meist braun sind oder für modebewusste PatientInnen auch in anderen Farben erhältlich sind.

So gelingt das Ausziehen von Kompressionsstrümpfen ohne Hilfsmittel

Das Ausziehen der Strümpfe ist mit etwas Übung gar nicht so schwer. Gummierte Handschuhe tragen dazu bei, dass du das Gestrick besser greifen kannst.

  • Zunächst stülpt man den oberen Rand des Strumpfes um und zieht diesen nach unten, d. h. die Innenseite ist nach außen gedreht.
  • Über die Ferse schiebst du den Strumpf am besten mit der flachen Hand.
  • Vermeide die Bildung von Falten während des Ausziehens. Je mehr Schichten des Strumpfs übereinander liegen, desto schwieriger wird es, den Strumpf zu entfernen.

An- und Ausziehhilfen für Kompressionsstrümpfe

Einige Hersteller von Kompressionsstrümpfen bieten spezielle Anziehhilfen an, mit denen das Anziehen der Kompressionsstrümpfe erheblich erleichtert wird. Für das Ausziehen gibt es darüber hinaus Ausziehhilfen, mit denen du einen Kompressionsstrumpf am Abend auch genauso leicht wieder ausgezogen hast.

Welche Hilfe sich am besten eignet, hängt von den individuellen Problemen ab. Bei einigen Menschen ist der Strumpf schlichtweg zu eng, um ihn einfach auszuziehen. Andere Menschen erreichen ihre Füße aus unterschiedlichen Gründen nicht und haben daher Probleme, den Strumpf auszuziehen. Während sich für den engen Sitz z. B. Produkte wie Slim-slide, Magnide oder Doff n‘ Donner eignen, benötigen Personen mit einer eingeschränkten Mobilität Lösungen mit einem starren Griff, der quasi als Verlängerung des eigenen Arms dient.

Tipps, um Kompressionsstrümpfe auszuziehen

  • Das Tragen gummierter Handschuhe erleichtert das An- und Ausziehen auch bei der Verwendung eines Hilfsmittels.
  • Das Anlegen direkt nach dem Aufstehen ist einfacher, da die Beine am Morgen noch nicht so geschwollen sind. Auch das Waschen und Pudern der Füße erleichtert das Anziehen.

Kompressionsstrümpfe in der Altenpflege

Im Gegensatz zu den ATS kommen die Kompressionsstrümpfe nur bei mobilen Senioren zum Einsatz, die das Bett verlassen. Liegt der/die Patient/in für eine längere Zeit, empfiehlt es sich, die Strümpfe auszuziehen. Anders als ATS dürfen sie nicht über Nacht getragen werden.

Aufgrund des Drucks, den die Strümpfe erzeugen, ist das Tragen ohnehin nicht sehr angenehm. Ein zu starker Druck kann zudem Druckgeschwüre verursachen. Bei einem schlechten Sitz des Strumpfes ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass PatientInnen die Kooperation auf Dauer verweigern.

Nicht geeignet sind Kompressionsstrümpfe bei einer dekompensierten Herzinsuffizienz, partiellen Durchblutungsstörungen, einem Lungenödem oder bei starken Beinödemen oder Hauterkrankungen.

Kompressionsstrümpfe und Behandlungspflege

Als Behandlungspflege bezeichnet man die häusliche Krankenpflege durch examinierte Pflegekräfte. Kann eine Person Tätigkeiten wie Wundversorgung, Medikamentengabe oder Blutzuckermessung nicht selbst vornehmen, kommt die Pflegekraft zur Verrichtung dieser Tätigkeiten ins Haus.

Wird ein Patient z. B. nach einer OP aus dem Krankenhaus entlassen und muss weiter gepflegt werden, ist dies ein Fall für die Behandlungspflege. Im Gegensatz zu einem ambulanten Pflegedienst ist die Behandlungspflege zeitlich begrenzt und unterscheidet sich von der Grundpflege oder hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Die Kosten hierfür trägt die Krankenversicherung abzüglich eines Eigenanteils.

Auch im Zuge der Behandlungspflege ist es also möglich, dass Pflegepersonal das An- und Ausziehen der Kompressionsstrümpfe übernimmt.

Kompressionsstrümpfe auf ärztliche Verordnung an- und ausziehen

Verschreibt ein Arzt das Tragen von Kompressionsstrümpfen, der Patient kann sich diese jedoch nicht allein an- oder ausziehen und ist auf fremde Hilfe angewiesen, kann ein Pflegedienst diese Tätigkeit übernehmen. Das geschulte Personal übernimmt die Aufgabe so, dass die Strümpfe korrekt anliegen, keine Falten werfen und nicht zu eng sind. Der Vorteil für die Betroffenen ist dabei auch, dass das Anlegen der Strümpfe im Liegen erfolgen kann.

Die Kosten übernimmt bei Vorliegen der Verordnung die Krankenkasse abzüglich eines Eigenanteils. Menschen, die von einer Zuzahlung befreit sind, tragen keine weitergehenden Kosten. Zur Kostenübernahme müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • medizinische Notwendigkeit
  • Patient kann sich die Strümpfe nicht selbst an- und/oder ausziehen
  • im Haushalt kann niemand die Aufgabe übernehmen
  • eine ärztliche Verordnung liegt vor
  • die Strümpfe haben Kompressionsklasse 1 8mäßige Kompression)

Weiterführende Links

So zieht man Kompressionsstrümpfe im Liegen aus: